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Perspektivenwechsel

Urlaub in der Terra Alta – Eine neueuropäische Miniatur
Ich bin nicht einfach nach Spanien gefahren. Vielmehr hat mein psychisches System entschieden, sich für ein paar Tage in eine andere Umwelt zu koppeln. Jetzt sitze ich auf dem kleinen Dorfplatz der Terra Alta, unter schiefen Platanen, mit einem Cortado in der Hand.
Vor mir spielen alte Männer Karten. Sie lachen laut, werfen sich Worte zu, fluchen, schweigen wieder. Ich beobachte, wie ihre Kommunikation Wellen durch die Runde schickt. Mein System wählt aus, was Bedeutung für mich hat: Das Lachen klingt nach ungebrochener Lebenslust, die schnellen Blicke erzählen von subtilem Wettstreit, das Schweigen dazwischen fühlt sich an wie ein stiller Respekt vor dem Alter.
Ich merke, wie sich in mir Ruhe ausbreitet. Nicht, weil Spanien mich entspannt, sondern weil meine Psyche genau jene Reize auswählt, die in mir Resonanz erzeugen. Meine Entspannung ist kein Effekt Spaniens, sondern meiner eigenen Operationen – strukturell gekoppelt an das Licht, die Stimmen, den staubigen Wind, aber doch selbstreferenziell produziert.
Ich nippe an meinem Cortado und schaue in die Nachmittagssonne. Ich bin nicht hier, weil Spanien anders ist. Ich bin hier, weil ich anders bin, wenn ich dieses Spanien beobachte.
Und während der Platz sich langsam leert, höre ich die Zikaden im Olivenhain hinter der Kirche. Mein System macht weiter, baut neue Unterscheidungen, schafft neue Bedeutungen.
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